Die IGGÖ hat die Proteste des vergangenen Wochenendes in Hamburg aufmerksam verfolgt und sieht die Forderungen der Teilnehmenden mit Besorgnis. Diese Forderungen stehen im Widerspruch zu den Werten der Demokratie, der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, die die Grundlagen unserer Gesellschaft bilden. Die IGGÖ engagiert sich aktiv für den Dialog und die Zusammenarbeit mit anderen religiösen und gesellschaftlichen Gruppen. Wir setzen uns für eine pluralistische Gesellschaft ein, in der verschiedene Glaubensrichtungen und Weltanschauungen friedlich zusammenleben können, und lehnen jegliche Form von Extremismus und Gewalt ab.
Die IGGÖ hat angesichts der steigenden Zahl an zivilen Opfern und der humanitären Katastrophe grundsätzlich Verständnis für Proteste gegen die anhaltende Zerstörung und Gewalt im Nahen Osten. In den letzten Monaten hat sie jedoch mehrfach klargestellt, dass sie jegliche Form von Gewaltaufrufen bei Demonstrationen und den Missbrauch von Religion zu politischen Zwecken entschieden ablehnt. Seit Beginn des Konflikts bemühen wir uns intensiv um Dialog mit Vertreter:innen aus Politik, Bildung, Religion, Zivilgesellschaft und muslimischen Gemeinden, um sicherzustellen, dass dieser Konflikt sich nicht negativ auf das friedliche Zusammenleben in Österreich auswirkt. Diese Gespräche haben bislang erfolgreich dazu beigetragen, dass die Lage in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ruhig geblieben ist und Proteste wie jene in Deutschland bei uns nicht zu erwarten sind.
Besonders besorgt ist die IGGÖ über die Gefahr, die von gewaltverherrlichenden Inhalten in sozialen Medien ausgeht, insbesondere von deutschsprachigen Kanälen. Deren Sprache und Stil sprechen in der emotional aufgeladenen Atmosphäre besonders Jugendliche und junge Erwachsene an, die sich angesichts der schrecklichen Bilder des Nahostkonflikts ohnmächtig fühlen und ein gesteigertes Unrechtsbewusstsein entwickeln. Wir möchten betonen, dass die IGGÖ selbst bereits mehrfach Zielscheibe dieser Ideologien geworden ist.
Alternative Narrative zu extremistischem Content anzubieten, die eine tatsächliche Konkurrenz zu den Kanälen aktiver Player darstellen, erweist sich als schwierig. Die IGGÖ versucht sich daher in jenen Bereichen in der Extremismusprävention und Aufklärung einzusetzen, in denen sie im Gegensatz zu den sozialen Medien Einfluss nehmen kann, um Jugendliche vor extremistischen Einflüssen zu schützen und ihre Resilienz gegenüber extremistischen Ideologien zu stärken. In enger Zusammenarbeit mit Bildungsdirektionen, Schulen, Gemeinden und anderen relevanten Organisationen entwickeln wir Programme, die das Bewusstsein für diese Themen schärfen. Wir bieten unter anderem Workshops im Rahmen der bundesweiten Initiative „Extremismus macht Schule“ des ÖAD an und arbeiten mit der Beratungsstelle für Extremismus zusammen. Unsere Mitarbeiter:innen der Kontaktstelle für Extremismusprävention und unsere Fachinspektor:innen für den Religionsunterricht führen regelmäßig Gespräche mit Direktor:innen, Lehrer:innen und Schüler:innen, um bestimmte Situationen, Aussagen, Gruppen und Symbole zu bewerten und einzuordnen. Zudem organisiert die IGGÖ Podiumsdiskussionen an Schulen und führt Projekte wie „Botschafter für den sozialen Frieden“ weiter, das nun neben Wien auch in anderen Bundesländern initiiert wird, sowie ein Tik-Tok-Projekt, das derzeit konzipiert wird.