Die Islamische Religionsgemeinde Steiermark äußert ihre tiefe Bestürzung über den Angriff auf eine junge muslimische Frau, der sich am 11. September 2024 in einem Bus der Grazer Holding ereignet hat. Die betroffene Frau, die einen Hijab trug, wurde ohne ersichtlichen Grund sowohl verbal als auch physisch angegriffen. Dieser Vorfall stellt ein erschütterndes Beispiel für den wachsenden antimuslimischen Rassismus in unserer Gesellschaft dar.
Besonders besorgniserregend ist die bisherige Untätigkeit der Ermittlungsbehörden. Obwohl die Geschädigte unmittelbar nach dem Vorfall die Polizei verständigte und ärztlich dokumentierte Verletzungen, darunter eine Thoraxprellung, erlitten hat, ist bislang keine Einvernahme erfolgt. Diese Verzögerung verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit der Betroffenen und erschüttert das Vertrauen in die staatlichen Institutionen.
Der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, Mehmet S. Celebi, traf die Betroffene persönlich und konnte ihre Verzweiflung aus nächster Nähe wahrnehmen. „Dass weder der Busfahrer noch die Passagiere in das Geschehen eingegriffen haben, verdeutlicht die alarmierende Gleichgültigkeit gegenüber antimuslimischer Gewalt. Diese Untätigkeit spiegelt ein tiefgreifendes strukturelles Problem wider, das über diesen Vorfall hinausreicht“, betonte Celebi.
Es ist ferner zu betonen, dass die gegenwärtige politische Atmosphäre im Vorfeld der Nationalratswahl eine entscheidende Rolle bei der Verschärfung solcher Vorfälle spielt. Eine Rhetorik, die Vorurteile gegen Minderheiten schürt, spaltet die Gesellschaft und schafft ein Klima, in dem rassistische Übergriffe wie dieser zunehmend als normal wahrgenommen werden. Politische Akteure, die Hass und Spaltung fördern, tragen eine maßgebliche Verantwortung für das Erstarken solcher Gewalt.
Dieser Vorfall muss als dringender Weckruf verstanden werden. Antimuslimischer Rassismus stellt eine Form der Diskriminierung dar, die nicht nur Einzelpersonen, sondern das gesellschaftliche Zusammenleben als Ganzes gefährdet und unsere demokratischen Grundwerte von Gleichheit und Respekt in Frage stellt. Solche Taten dürfen nicht isoliert betrachtet werden – sie sind Ausdruck eines umfassenderen Problems, dem auf allen gesellschaftlichen Ebenen entschieden begegnet werden muss.
Die Islamische Religionsgemeinde Steiermark fordert daher:
- Eine konsequente strafrechtliche Verfolgung des Vorfalls.
- Eine verstärkte Sensibilisierung der Öffentlichkeit im Hinblick auf antimuslimischen Rassismus.
- Schulungen für Sicherheitspersonal und Busfahrer, um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern.
- Öffentliche Kampagnen zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus.
Die Islamische Religionsgemeinde Steiermark erklärt ihre uneingeschränkte Solidarität mit dem Opfer dieses Angriffs sowie mit allen Menschen, die von Diskriminierung und rassistischer Gewalt betroffen sind. Wir appellieren an die politischen Entscheidungsträger:innen, die öffentliche Verwaltung und die Zivilgesellschaft, verstärkte Maßnahmen zum Schutz der Rechte von Minderheiten zu ergreifen.
Nur durch entschlossenes und gemeinsames Handeln kann sichergestellt werden, dass antimuslimischer Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat und dass derartige Vorfälle in Zukunft verhindert werden.
Mehmet S. Celebi
Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark