Diskussionsveranstaltung: „Rolle der Imame in Österreich: Historische Entwicklung und aktuelle Situation“

12.11.2024 | Bildungsamt, Gemeinden, News

Am Samstag, den 9. November 2024, fand die Diskussionsveranstaltung „Rolle der Imame in Österreich: Historische Entwicklung und aktuelle Situation“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen von Imamen in Österreich zu geben und dabei die historische Entwicklung und die heutige Rolle der Imame im sozialen und religiösen Kontext zu beleuchten. Die Veranstaltung bot zudem eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Perspektiven, um die Vielschichtigkeit der Imam-Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ein besseres Verständnis für ihre Aufgaben zu fördern.

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung begann der Abend mit einem Input des 1. Imams der IRG Wien, Ermin Šehić, in dem er die geschichtliche Entwicklung des Amtes des Imams und dessen Wandel und Anpassung an die Bedürfnisse der muslimischen Gemeinschaft in Österreich beschrieb. Dabei wurde deutlich, dass Imame heute weit mehr als nur religiöse Führer sind.

Im Anschluss an den Vortrag schilderten der 1. Imam der IRG Kärnten, Hasudin Atanović sowie die Imame Andi Ahmad Junirsah und Mustafa Isik ihre persönlichen Erfahrungen und gaben einen Einblick in ihren Alltag, ihre Herausforderungen und die Motivationen, die sie in ihrem Beruf antreiben. Zu den Teilnehmern der Diskussion gehörten darüber hinaus u.a. Militärimam Beluli Hajret, Yasin Cancetin, 1. Imam der IRG Niederösterreich, Abdallah Bondok und Sadžid Tulić. Die Imame berichteten offen von den täglichen Anforderungen ihrer Arbeit und sprachen über die emotionalen und spirituellen Bedürfnisse, die sie in ihrer Gemeinschaft erfüllen müssen. Neben der Durchführung religiöser Rituale und der Seelsorge werden sie oft als Ratgeber bei familiären und sozialen Problemen aufgesucht und sind als Vermittler bei interkulturellen Fragen gefragt.

Die Teilnehmer hoben hervor, dass ihre Ausbildung eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser Aufgaben spielt. Viele von ihnen sprachen auch über den Bedarf an zusätzlichen Kompetenzen in Bereichen wie Psychologie und Sozialarbeit, um den immer komplexer werdenden Anforderungen gerecht zu werden. Es wurde deutlich, dass neben fundierten religiösen Kenntnissen zunehmend Kenntnisse in sozialen und interkulturellen Fragestellungen erforderlich sind, um den Bedürfnissen ihrer Gemeinschaft gerecht zu werden. Hierbei wurden vor allem die erhöhten Anforderungen durch die gesellschaftliche Vielfalt und die Spannungen, die sich manchmal im Zusammenleben ergeben, thematisiert. Die Imame beschrieben, wie sie auf Vorurteile und Missverständnisse reagieren und welchen Beitrag sie leisten, um friedliche und respektvolle Dialoge zu fördern.

In der Diskussion wurde auch betont, dass der Beruf des Imams in Österreich einen besonderen Kontext hat: Durch die Vielfalt der Herkunftsländer und Kulturen der muslimischen Gemeinschaften gibt es unterschiedliche Erwartungen an Imame. Diese müssen sowohl die religiöse Identität wahren als auch Brücken zur Mehrheitsgesellschaft bauen.

Die Diskussionsveranstaltung war Teil einer Reihe von Events im Rahmen des aktuellen Schwerpunkts der IGGÖ zur Rolle der Imame in Österreich. Sein Ziel es, Anforderungen und Kompetenzen für zukünftige Imame zu sammeln, die als Grundlage für eine praxisnahe und umfassende Imam-Ausbildung dienen sollen. Die erarbeiteten Empfehlungen werden bei der Fachtagung der IGGÖ im Dezember 2024 vorgestellt und sollen langfristig die Entwicklung einer österreichischen Imam-Ausbildung unterstützen, die sowohl theologischen als auch gesellschaftlichen Anforderungen in Österreich gerecht wird.

Herzlichen Dank an Ermin Šehić für die Organisation und seinen Input sowie an die Imame aus unterschiedlichen Bundesländern und Bereichen, die die Diskussion inhaltlich bereichert haben.



Share This