Die politischen Entwicklungen in unserem Land überschlagen sich, und ich beobachte diese mit wachsender Besorgnis. Die jüngste Aussage von Frau Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in einem Interview mit dem ORF, wonach ein „Kampf gegen den Islam“ anstehe, hat diese Besorgnis erheblich verstärkt.
Eine derartige Formulierung ist nicht nur pauschal und abschätzig, sondern stellt einen direkten Angriff auf die Würde der mehr als 700.000 Muslim:innen in Österreich dar. Solche Worte stehen in fundamentalem Widerspruch zu den Grundwerten unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft.
Darüber hinaus setzt der Ausruf eines „Kampfes gegen den Islam“ Muslim:innen in Österreich einer direkten Gefahr von Angriffen und Anfeindungen aus. Wir erleben bereits seit Monaten einen besorgniserregenden Anstieg antimuslimischer Anfeindungen und Übergriffe, die sich nicht nur gegen Muslim:innen im Alltag richten, sondern auch Drohungen gegen die IGGÖ selbst umfassen. Solche Entwicklungen sind nicht nur alarmierend, sondern auch eine unmittelbare Bedrohung für den sozialen Frieden und das Sicherheitsgefühl einer großen Bevölkerungsgruppe.
Ich frage mich, ob es sich bei der Aussage von Frau Mikl-Leitner um einen Versprecher handelt. Sollte dies der Fall sein, erwarte ich im Namen der Muslim:innen in diesem Land eine klare und unmissverständliche Richtigstellung. Andernfalls stellt diese Aussage eine gefährliche Grenzüberschreitung dar, die Muslim:innen in Österreich pauschal diffamiert, diskriminiert und weiter zur Zielscheibe von Hass und Gewalt macht.
Eine solche Rhetorik ist nicht nur unwürdig, sondern sie spaltet die Gesellschaft und fördert genau jene extremistischen Narrative, die wir als Gesellschaft gemeinsam bekämpfen sollten – nicht zuletzt, um einer weiteren Radikalisierung von Einzelnen oder Gruppen vorzubeugen.
Ich fordere Frau Mikl-Leitner und alle politischen Verantwortungsträger:innen auf, sich ihrer Rolle bewusst zu sein. Worte haben Gewicht – insbesondere in politisch aufgeladenen Zeiten, in denen es mehr denn je darauf ankommt, Formulierungen zu wählen, die Verantwortung widerspiegeln, anstatt Religion für parteipolitische Zwecke zu instrumentalisieren.
Mag. Ümit Vural
Präsident der IGGÖ