Erneut wurde der Öffentlichkeit heute medienwirksam ein Vorhaben präsentiert, in das die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) nicht miteinbezogen oder gar vorab informiert war.
Die „Österreichische Islamkonferenz“ soll als Pendant zum gleichnamigen deutschen Modell etabliert werden, mit dem Unterschied, dass in Deutschland anders als in Österreich eben gerade keine zentrale und staatlich anerkannte islamische Religionsgemeinschaft als Ansprechpartnerin für den Staat und seine Behörden, für die Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionen existiert. Gerade darin besteht jedoch in Österreich der gesetzliche Auftrag der IGGÖ, weshalb der Verdacht im Raum steht, dass Parallelstrukturen zu einer seit Jahrzehnten anerkannten Religionsgemeinschaft geschaffen werden sollen. Es mutet zudem seltsam an, dass dieses Vorhaben aus den Fördertöpfen gerade jenes Ministeriums finanziert wird, das auch für Kultusangelegenheiten und somit für die Zusammenarbeit und den Dialog mit der IGGÖ, gleichzeitig aber auch für die Gründung der Dokumentationsstelle Politischer Islam zuständig war, in welcher der Obmann des Muslimischen Forums Österreich auch tätig ist.
Die Frage der Legitimation drängt sich von selbst auf, wenn ein neugegründeter Verein nun den Anspruch erhebt, den Dialog über den Islam in Österreich institutionalisieren zu wollen, dabei aber die zentralen Akteur*innen des muslimischen Lebens in Österreich nicht miteinbezieht. Diskurse können jedoch nur dann einen Wandel bedingen, wenn sie von innen heraus entstehen und von einer breiten Basis mitgetragen und vor allem mitgestaltet werden können. Ein von außen oder oben aufoktroyierter Dialog, der in dieser Form nicht auf Augenhöhe geführt werden kann, vermag dies nicht zu leisten. Das Projekt „Österreichische Islamkonferenz“ läuft daher Gefahr erneut eine Struktur zu schaffen, im Rahmen deren über anstatt mit Muslim*innen geredet werden soll.