Am 29. November 2024 fand am Institut für Islamische Religionspädagogik und Theologie der Universität Innsbruck ein weiterer Austausch im Rahmen des Projekts „Moscheeunterricht 2.0“ statt. Bildungsbeauftragte der Kultusgemeinden und der Bildungsamtsleiter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) kamen zusammen, um sich über den Projektstand auszutauschen. Das Treffen bot die Möglichkeit, zentrale Inhalte vorzustellen, Rückmeldungen einzuholen und die Bedarfe der Beteiligten zu diskutieren.
Vorstellung des Projekts und seiner Inhalte
Im Mittelpunkt der Sitzung stand die Präsentation des Projekts durch Prof. Dr. Zekirija Sejdini. Ziel von „Moscheeunterricht 2.0“ ist es, den Unterricht in den Moscheegemeinden zeitgemäß und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln.
Kernaspekte des Projekts:
- Entwicklung eines altersgerechten Lehrplans
Dieser soll die islamische Lehre mit den Bedürfnissen der Moscheegemeinden und Lernenden verbinden. - Erstellung didaktischer Lehrstücke
Die geplanten Lehrstücke greifen zentrale Themen wie Glaubensgrundlagen, Weltreligionen, Menschenwürde und Friedenserziehung auf. - Entwicklung neuer Lehrmaterialien
Diese ergänzen bestehendes Material und gewährleisten gleichzeitig die Übereinstimmung mit der Glaubenslehre der IGGÖ. „Authentizität und Übereinstimmung mit unserer Glaubenslehre sind essenziell, um den Unterricht nachhaltig in den Gemeinden zu verankern“, betonte IGGÖ-Präsident Ümit Vural.
Zusätzlich wird ein Leitfaden für Imame und Lehrende erarbeitet, der didaktische und theologische Orientierung bietet. Dieser soll eine subjekt- und kompetenzorientierte Perspektive integrieren und die praktische Umsetzung des Lehrplans unterstützen.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die enge Kooperation mit den Kultusgemeinden. Transparenz und Dialog stehen dabei im Vordergrund, um die Bedürfnisse der Gemeinden aufzunehmen und in die Materialentwicklung einfließen zu lassen.
„Die Rückmeldungen aus den Gemeinden sind entscheidend, um einen Unterricht zu schaffen, der tatsächlich gelebt wird und funktioniert“, so Vural. Ziel ist es, die Gemeinden aktiv in die Entwicklung einzubinden und sicherzustellen, dass das Ergebnis ihren Erwartungen und Herausforderungen entspricht.
Brücke zwischen Schul- und Moscheeunterricht
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist die Verzahnung des islamischen Religionsunterrichts in Schulen mit dem Moscheeunterricht. „Die Inhalte sollten sich nicht widersprechen, sondern ergänzen und bereichern“, erläuterte Binur Mustafi, Bildungsamtsleiter der IGGÖ.
Mit dem neuen Material wird eine einheitliche und durchgehende religiöse Bildung angestrebt, die Lernende sowohl in Schulen als auch in Moscheen begleitet. Dabei werden die Erfahrungen aus über 40 Jahren islamischem Religionsunterricht in Österreich einbezogen, um Synergien zwischen beiden Bildungsbereichen zu schaffen.
Fortbildung und Qualitätssicherung
Um die Qualität des Moscheeunterrichts weiter zu steigern, setzt die IGGÖ auf gezielte Fortbildungsangebote. Seit Mai 2024 läuft in Oberösterreich das Programm „IQRA verbindet“, das in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz angeboten wird. Geplant ist, diese Initiative künftig auf ganz Österreich auszuweiten.
Nächste Schritte
Das Projekt sieht eine schrittweise Umsetzung vor:
- Workshops: Diese sollen die Einführung des Leitfadens begleiten und eine aktive Einbindung von Kultusgemeinden, Imamen und LernbegleiterInnen ermöglichen.
- Erste Entwürfe und Integration: Ab dem kommenden Jahr sollen die Entwürfe der Materialien vorgestellt und in den Moscheeunterricht eingebunden werden.
Die IGGÖ plant weitere Kamingespräche und Workshops, um den Dialog zwischen dem Institut für Islamische Religionspädagogik und Theologie der Universität Innsbruck, den Kultusgemeinden und anderen Akteuren fortzuführen.
„Nur gemeinsam mit den Gemeinden können wir sicherstellen, dass der Moscheeunterricht nachhaltig entwickelt wird und die Materialien ein integraler Bestandteil des Unterrichts werden“, fasste Ümit Vural zusammen.
Das Projekt „Moscheeunterricht 2.0“ ist ein fortlaufender Prozess, der auf Zusammenarbeit und Engagement aller Beteiligten setzt.