Allgemeine Information
Der in Wien ansässige Private Studiengang für die Ausbildung islamischer Religionslehrer*innen an Pflichtschulen hält den Status eines Instituts an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems inne. Die christlichen Trägerkirchen der KPH und die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich arbeiten eng zusammen.
Angehende Volksschullehrer*innen haben die Möglichkeit, an der KPH im Rahmen ihrer Lehrer*innenausbildung die zusätzliche Qualifikation für die Erteilung islamischen Religionsunterrichts zu erwerben.
Der Schwerpunkt „Islamische Religion“ wird geprägt durch die Ausrichtung auf die islamischen Quellen einerseits sowie ihre Umsetzung im praktischen Sinne andererseits. Daher werden im Rahmen dieses Studiums sowohl die klassisch theologischen Fragestellungen behandelt, die Dimensionen der islamischen Geschichte, Kunst und Kultur wie auch der islamischen Mystik, Philosophie und Musik betrachtet als auch die praktischen Erfordernisse des islamischen Religionsunterrichts verbunden mit fachspezifischen und fachdidaktischen Herangehensweisen. Thematisiert wird auch die historisch gewachsene Verortung von Muslim*innen in Österreich und Europa.
Die Ausbildung strebt sowohl die Herausbildung einer reflektierten österreichisch-islamischen Identität an als auch ein gelebtes und theologisch begründetes Miteinander der monotheistischen Religionen, sowohl aus intra- als auch aus interreligiöser Perspektive. Darüber hinaus geht die inhaltliche Konzeption des Schwerpunktes dahin, den islamischen Religionsunterricht nicht nur theologisch-didaktisch, sondern auch gesamtgesellschaftlich zu integrieren. Auch befähigt dieser Schwerpunkt zum Beobachten, Analysieren, Planen, Gestalten und kriteriengeleiteten Reflektieren von islamischem Religionsunterricht und ermöglicht das Verstehen und Praktizieren von religiösen und rituellen Handlungen.
Vorgeschichte
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich wurde 1979 auf Basis des Islamgesetzes von 1912 als gesetzliche Vertretung aller Muslim*innen der diversen Rechtsschulen und Richtungen in Österreich gegründet.
Eine der Hauptaufgaben war von Anfang an die Organisation des islamischen Religionsunterrichts (IRU) an den österreichischen Schulen. Dieser begann im Studienjahr 1982/83. Aus Mangel an ausgebildeten Religionslehrer*innen in Österreich wurden solche aus Ländern mit traditioneller islamischer Mehrheitsbevölkerung und entsprechender Ausbildungsinfrastruktur wie z.B. Türkei, Ägypten, Syrien oder Bosnien (damals Jugoslawien) nach Österreich geholt. Dass diese Art von Religionsunterricht nur ein Provisorium sein konnte bis in Österreich Lehrer*innen an entsprechenden Institutionen ausgebildet werden, war von Anfang an klar.
Institutionalisierung der Islamischen Religionslehrer*innenbildung in Österreich
Islamische Religionspädagogische Akademie
Die Islamische Religionspädagogische Akademie wurde 1998 von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich gegründet. An ihr wurden erstmals in Österreich islamische Religionslehrer*innen für den islamischen Religionsunterricht an Schulen mit Öffentlichkeitsrecht ausgebildet. Die ersten Jahre geschah das in Zusammenarbeit mit der PH (Pädagogischen Hochschule) Wien und der Al-Azhar Universität in Kairo.
Die pädagogischen Fächer wurden an der PH Wien gelehrt, die theologischen Fächer von Professor*innen der Al-Azhar Universität. Die Unterrichtssprache war Arabisch. Diese Konstruktion war zwar innovativ, letztendlich erwies sie sich aber als nicht dauerhaft brauchbar, da die reguläre Unterrichtssprache an österreichischen Schulen Deutsch ist und die Schüler*innen ihre Religion in deutscher Sprache erschließen, verstehen und kommunizieren sollten. Deshalb wurde die Unterrichtssprache der Akademie durchgehend auf Deutsch umgestellt. Die Akademie hatte unterschiedliche Leitungspersonen, die dem Aufbau und den sich daraus auch personellen Lernprozessen geschuldet war.
Für die bundesweite Fortbildung der islamischen ReligionslehrerInnen wurde 2004 parallel das IRPI gegründet.
Hochschullehrgang für das Lehramt Islam an Pflichtschulen
2007 wurden in ganz Österreich im Zuge einer Lehrer*innenausbildungsreform die pädagogischen Akademien auf Hochschulen umgestellt. Aus der Islamischen Religionspädagogischen Akademie wurde der „Private Hochschullehrgang für das Lehramt Islam an Pflichtschulen“. Um den Erfordernissen einer Hochschule zu entsprechen wurde das Lehrpersonal an der Hochschule erheblich aufgestockt. Der Name IRPA wurde beibehalten, um eine Kontinuität der Ausbildung zu dokumentieren.
Der ursprünglich für den Hochschullehrgang festgelegte Name SIRP setzte sich nicht durch. Da an dieser Institution nur eine Ausbildungsschiene, die zum Bachelor für dieses Lehramt, angeboten wurde, war die IRPA in dieser Form keine vollwertige Hochschule, sondern nur ein Hochschullehrgang. Die Leitung des Lehrgangs hatte aus verschiedenen Gründen mehrere Wechsel einzubüßen. Am längsten hatte diese Amena Shakir im Zeitraum von 2009 bis 2017 inne.
2010 übersiedelte die IRPA von der Neustiftgasse im 7. Bezirk in die Eitnergasse in den 23. Bezirk ins Gebäude der Anas Shakfeh Stiftung. Das vormalige IRPI verblieb unter dem neuen Namen IHL zunächst weiterhin in der Neustiftgasse.
Im Zuge der „LehrerInnenbildung Neu“ wurde 2015 zwischen der Trägerorganisation der KPH Wien/Krems und der IGGÖ ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, nach dem die IRPA als Institut in die KPH Wien/Krems integriert wurde. Dabei behielt sie aber ihre inhaltliche Eigenständigkeit unter der Verantwortung der IGGÖ bei.
Im Zuge der bevorstehenden Kooperation und der Umstrukturierung kam es zu massiven, personellen Änderungen im nunmehrigen Institut Islamische Religion. Alle Stellen wurden erneut ausgeschrieben und im Zuge dessen kam es zu vielen Neubesetzungen. Das bisherige Kernteam um Amina Shakir, die wesentlich die Projekte in den Jahren davor mit der KPH gestaltet hatte, verließ die Einrichtung in den nachfolgenden Jahren. Die Leitung hatte ab 2017 zunächst Adem Aygün inne, der nach einem Jahr die Leitung an Elif Medeni übergab, die seither das Institut an der KPH Wien/Krems leitet.
Mit der neuen Kooperation wurde auch die Fort- und Weiterbildung für die islamischen Religionslehrer*innen in das neue Institut integriert und der Standort Neustiftgasse aufgegeben.
Unter anderem haben folgende Lehrende an der IRPA gelehrt bzw. geleitet:
- Ednan Aslan
- Zekerija Sejdini
- Mouhanad Khorchide
- Yasar Sarikaya
- Farid Hafez
- Amena Shakir
Institut Islamische Religion, Kirchlich Pädagogische Hochschule Wien/Krems
An der KPH Wien/Krems werden derzeit die Religionslehrer*innen aller christlichen Konfessionen, der Muslim*innen, der Jüd*innen, der Alevit*innen und der Buddhist*innen aus-, fort – und weitergebildet. Diese Konstellation stellt ein einzigartiges Pionierprojekt in Europa dar und bietet ein besonderes Umfeld für interreligiöse Zusammenarbeit.
Das Institut Islamische Religion ist das zweitgrößte Religionsinstitut an der KPH Wien/Krems. Durch die jahrelange Expertise in der Lehrer*innenbildung und deren Institutionalisierung verfügt das Institut über umfassende Kompetenzen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der islamischen Religionslehrer*innen in Österreich.
Die pädagogische Grundausbildung zum Primarstufenlehrenden findet als ein allgemeines Studium statt. Ab dem 4. Semester wählen die Studierenden aus unterschiedlichen Schwerpunkten aus, u.a. kann Religion als Schwerpunkt gewählt werden. Durch diese Konstellation bildet das Institut nun nicht mehr die Lehrenden für den islamischen Religionsunterricht grundständig wie bis 2015 aus, sondern nur mehr den konfessionellen und dazugehörigen fachwissenschaftlichen sowie fachdidaktischen Teil des Studiums.
Im Jahr 2021 konnten durch den Umzug des Instituts sowie dem Schulamt der IGGÖ in das Bildungshaus der IGGÖ im 16. Wiener Gemeindebezirk wertvolle Synergien im Bildungsbereich geschaffen werden.